Anna Amalia und Goethe

in Weimar

Molièrs Tartuffe – Schauspiel in drei Akten von Rolf Hochhuth Uraufführung, Brandenburger Theater am 22. September 2012

Hochhuths »Molières Tartuffe«: Darf Kunst nach Brot gehen? – Dr. Ettore Ghibellino, Aus dem Theaterprogramm

Festtag für das politische Theater: Uraufführung von Rolf Hochhuth! Seit 2003 liegt Hochhuths »Molières Tartuffe« vor, Uraufführung 2012; still ist es um die wirkungsmächtigste Gattung auf „den Brettern, die die Welt bedeuten“, geworden. Durch die künstlerische Durchdringung des auf der Bühne zu verhandelnden politischen Ernstfalls entlarvte Hochhuth konkurrierende Entwürfe wie das Theater des Absurden oder die Parabel als blasse, wirkungsarme Formeln, der Sphäre der Macht gefällig, weil dem Speer die Spitze fehlt. Unpolitische Gattungen beherrschen heute die staatlich alimentierten Spielstätten, deren Intendanten durch Politiker eingesetzt, bestätigt und entlassen werden. Das Theater: eine narzisstisch-voyeuristische Pseudoinnerlichkeit der Randerscheinungen; Regietheater: meist sichere Gewähr, den Autor und den historischen Zusammenhang ins Meer der Beliebigkeit zu entlassen.

Hochhuths »Molières Tartuffe«: Darf Kunst nach Brot gehen? – Dr. Ettore Ghibellino, Aus dem Theaterprogramm

Festtag für das politische Theater: Uraufführung von Rolf Hochhuth! Seit 2003 liegt Hochhuths »Molières Tartuffe« vor, Uraufführung 2012; still ist es um die wirkungsmächtigste Gattung auf „den Brettern, die die Welt bedeuten“, geworden. Durch die künstlerische Durchdringung des auf der Bühne zu verhandelnden politischen Ernstfalls entlarvte Hochhuth konkurrierende Entwürfe wie das Theater des Absurden oder die Parabel als blasse, wirkungsarme Formeln, der Sphäre der Macht gefällig, weil dem Speer die Spitze fehlt. Unpolitische Gattungen beherrschen heute die staatlich alimentierten Spielstätten, deren Intendanten durch Politiker eingesetzt, bestätigt und entlassen werden. Das Theater: eine narzisstisch-voyeuristische Pseudoinnerlichkeit der Randerscheinungen; Regietheater: meist sichere Gewähr, den Autor und den historischen Zusammenhang ins Meer der Beliebigkeit zu entlassen.

Hochhuths »Molières Tartuffe«: Darf Kunst nach Brot gehen? – Dr. Ettore Ghibellino, Aus dem Theaterprogramm

Festtag für das politische Theater: Uraufführung von Rolf Hochhuth! Seit 2003 liegt Hochhuths »Molières Tartuffe« vor, Uraufführung 2012; still ist es um die wirkungsmächtigste Gattung auf „den Brettern, die die Welt bedeuten“, geworden. Durch die künstlerische Durchdringung des auf der Bühne zu verhandelnden politischen Ernstfalls entlarvte Hochhuth konkurrierende Entwürfe wie das Theater des Absurden oder die Parabel als blasse, wirkungsarme Formeln, der Sphäre der Macht gefällig, weil dem Speer die Spitze fehlt. Unpolitische Gattungen beherrschen heute die staatlich alimentierten Spielstätten, deren Intendanten durch Politiker eingesetzt, bestätigt und entlassen werden. Das Theater: eine narzisstisch-voyeuristische Pseudoinnerlichkeit der Randerscheinungen; Regietheater: meist sichere Gewähr, den Autor und den historischen Zusammenhang ins Meer der Beliebigkeit zu entlassen.


Molières »Tartuffe«, 1664 in einer ersten Fassung zur Aufführung gebracht, wurde sogleich verboten. Molière, bürgerlich Jean-Baptiste Poquelin, packt die ihn umgebende scheinheilige Wirklichkeit in eine Komödie. Unter der Maske von Glaubenseifer greift Korruption, Raffgier, Unterdrückung und die Vernichtung Andersgläubiger um sich, an der Spitze des Königreiches Adel und Prälaten. Der junge König Ludwig der XIV. instrumentalisierte Molières Stück im Machtkampf mit dem alten Hof um seine Mutter Anna von Österreich. Erst als er seine Machtstellung gefestigt wusste, durfte »Tartuffe« in einer überarbeiteten dritten Fassung zur Aufführung kommen − einer der großen Momente der europäischen Theatergeschichte. Unterdessen war Molières Gesundheit zerstört; er wurde 51 Jahre alt.
Hochhuths Stück umfasst drei Akte, wie Molières Verskomödie. In der Exposition wird die Verbrennung vom Schriftstellerkollegen Le Petit kundgetan, Molière ist potentieller Folgekandidat. Im zweiten Akt, Zuspitzung, ist Mittelpunkt die Schreibwerkstatt Molières. Im dritten, der zur Lösung des Konflikts führt, entscheidet die Sphäre der Macht über das Schicksal des Leichnams Molières. Mit der Stoffauswahl entleiht sich Hochhuth Molières Stimme. Für Hochhuth sind nicht geschichtliche Reflexionen dramatischer Ablauf, vielmehr die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln. Entsprechend wendet sich hier nur scheinbar das historische Drama gegen das historische Drama. Hier obwaltet Krieg der Argumente, lohnendes dramatisches Gespräch, es geht nicht um mythisch-historische Figuren, vielmehr um den Dramatiker in seinen Zwängen, um aktuelle Kulturpolitik, nicht um Geschichte: »Molières Tartuffe« ist Rolf Hochhuths autobiographischstes Stück, auf Augenhöhe. Der, der »Tartuffe« schrieb, ist ein Synonym für den, der »Den Stellvertreter« schrieb, beide für ihr Werk von der Sphäre der Macht lebenslänglich terrorisiert. „Chapelle …: Ja, nicht der Romancier, nicht der Lyriker, doch der Dramatiker – fürchte, hast recht, Molière: Mit einem Fuß steht ihr immer auf dem Scheiterhaufen, ihr Stückeschreiber, weil ihr kein nur literarisches, sondern öffentliches Ärgernis seid!“ Und „MOLIÈRE, sarkastisch: … Der Staat erkauft sich mit Subventionen die lebenslängliche Artigkeit der Bühnen: Weß’ Brot ich eß, des Lied sing’ ich.“ Die Sprache von »Molières Tartuffe«! Exemplarisch für Hochhuths Werk, sie umreißt das Potential unserer Alltagsrede: Sprachlich erhaben etwa die Einwürfe Ludwig XIV., beredtes Ereignis jene von Molière: Bühne als militanter Ort sprachlicher Aufklärung. Dazu die Archivalien-Fülle, Zwischenzitate, Fakten, essayistisch zubereitet, Lese- und Regieanweisungen vom Feinsten: Man erfährt Details über Inneneinrichtung, Kleidung, Churchills − von Hochhuth höchst verehrt − Meinung über Ludwig XIV.: „ … während seines ganzen Lebens der Fluch und die Pest Europas“. Hochhuths Position im Heuchler-Stück wird majestätisch im Gespräch zwischen Ludwig XIV. und dem Kardinal von Paris markiert, als dieser eine christliche Bestattung Molières ablehnt: „LUDWIG …: Wir sind doch allzumal Sünder, Heuchler, Eminenz – Eminenz besuchen schließlich auch Frauen.“ Die Tragödie des abendländischen Künstlers schlechthin, er muss mitheucheln, wenn er überleben will; auch im demokratischen 21. Jahrhundert ist die Redewendung „brotlose Kunst“ aktuell, ebenso wie Lessings Befund, „Kunst geht nach Brot“ – aus Kunst wird Kunst des Überlebens, der Titel der Fibel für das Scheitern des Künstlers. Daher geht es im dritten Akt, bei der Lösung des Konflikts, um die Abwicklung des Künstlers durch die Sphäre der Macht; Gnadenakt, salomonisch entschieden, der Edel-Künstler „darf“ bestattet werden. Ein Kreis schließt sich. Der Verlagslektor und Herausgeber vom Bertelsmann Lesering Hochhuth war es in den 1950er Jahren, lange vor seinem Welterfolg »Der Stellvertreter«, der Schriftstellern zu materieller Sicherheit verhalf, darunter Otto Flake und Ernst Jünger. Am Ende des Stückes beschwert sich Molières Witwe beim König Ludwig XIV. darüber, dass der Gatte nicht zu Lebzeiten in die Akademie aufgenommen wurde. „LUDWIG − sein Nekrolog auf Molière: Wozu? – Der Ruhm der Akademie hat Molière nie gefehlt, sein Ruhm fehlt der Akademie!“ Ironie des Schicksals: 2012 trat Rolf Hochhuth aus der Akademie der Künste Berlin wegen Günter GraSS’ Israel-Gedicht aus.
Literatur:
»Rolf Hochhuth: Theater als politische Anstalt«, I. Nagelschmidt/S. Neufert/G. Ueding (Hrsg.),
Tagungsband nebst einer Personalbibliographie, Weimar 2010,ISBN 978-3-936177-78-7
Weitere Informationen:
Molièrs Tartuffe am Brandenburger Theater

Molières »Tartuffe«, 1664 in einer ersten Fassung zur Aufführung gebracht, wurde sogleich verboten. Molière, bürgerlich Jean-Baptiste Poquelin, packt die ihn umgebende scheinheilige Wirklichkeit in eine Komödie. Unter der Maske von Glaubenseifer greift Korruption, Raffgier, Unterdrückung und die Vernichtung Andersgläubiger um sich, an der Spitze des Königreiches Adel und Prälaten. Der junge König Ludwig der XIV. instrumentalisierte Molières Stück im Machtkampf mit dem alten Hof um seine Mutter Anna von Österreich. Erst als er seine Machtstellung gefestigt wusste, durfte »Tartuffe« in einer überarbeiteten dritten Fassung zur Aufführung kommen − einer der großen Momente der europäischen Theatergeschichte. Unterdessen war Molières Gesundheit zerstört; er wurde 51 Jahre alt.

Hochhuths Stück umfasst drei Akte, wie Molières Verskomödie. In der Exposition wird die Verbrennung vom Schriftstellerkollegen Le Petit kundgetan, Molière ist potentieller Folgekandidat. Im zweiten Akt, Zuspitzung, ist Mittelpunkt die Schreibwerkstatt Molières. Im dritten, der zur Lösung des Konflikts führt, entscheidet die Sphäre der Macht über das Schicksal des Leichnams Molières. Mit der Stoffauswahl entleiht sich Hochhuth Molières Stimme. Für Hochhuth sind nicht geschichtliche Reflexionen dramatischer Ablauf, vielmehr die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln. Entsprechend wendet sich hier nur scheinbar das historische Drama gegen das historische Drama. Hier obwaltet Krieg der Argumente, lohnendes dramatisches Gespräch, es geht nicht um mythisch-historische Figuren, vielmehr um den Dramatiker in seinen Zwängen, um aktuelle Kulturpolitik, nicht um Geschichte: »Molières Tartuffe« ist Rolf Hochhuths autobiographischstes Stück, auf Augenhöhe. Der, der »Tartuffe« schrieb, ist ein Synonym für den, der »Den Stellvertreter« schrieb, beide für ihr Werk von der Sphäre der Macht lebenslänglich terrorisiert. „Chapelle …: Ja, nicht der Romancier, nicht der Lyriker, doch der Dramatiker – fürchte, hast recht, Molière: Mit einem Fuß steht ihr immer auf dem Scheiterhaufen, ihr Stückeschreiber, weil ihr kein nur literarisches, sondern öffentliches Ärgernis seid!“ Und „MOLIÈRE, sarkastisch: … Der Staat erkauft sich mit Subventionen die lebenslängliche Artigkeit der Bühnen: Weß’ Brot ich eß, des Lied sing’ ich.“ Die Sprache von »Molières Tartuffe«! Exemplarisch für Hochhuths Werk, sie umreißt das Potential unserer Alltagsrede: Sprachlich erhaben etwa die Einwürfe Ludwig XIV., beredtes Ereignis jene von Molière: Bühne als militanter Ort sprachlicher Aufklärung. Dazu die Archivalien-Fülle, Zwischenzitate, Fakten, essayistisch zubereitet, Lese- und Regieanweisungen vom Feinsten: Man erfährt Details über Inneneinrichtung, Kleidung, Churchills − von Hochhuth höchst verehrt − Meinung über Ludwig XIV.: „ … während seines ganzen Lebens der Fluch und die Pest Europas“. Hochhuths Position im Heuchler-Stück wird majestätisch im Gespräch zwischen Ludwig XIV. und dem Kardinal von Paris markiert, als dieser eine christliche Bestattung Molières ablehnt: „LUDWIG …: Wir sind doch allzumal Sünder, Heuchler, Eminenz – Eminenz besuchen schließlich auch Frauen.“ Die Tragödie des abendländischen Künstlers schlechthin, er muss mitheucheln, wenn er überleben will; auch im demokratischen 21. Jahrhundert ist die Redewendung „brotlose Kunst“ aktuell, ebenso wie Lessings Befund, „Kunst geht nach Brot“ – aus Kunst wird Kunst des Überlebens, der Titel der Fibel für das Scheitern des Künstlers. Daher geht es im dritten Akt, bei der Lösung des Konflikts, um die Abwicklung des Künstlers durch die Sphäre der Macht; Gnadenakt, salomonisch entschieden, der Edel-Künstler „darf“ bestattet werden. Ein Kreis schließt sich. Der Verlagslektor und Herausgeber vom Bertelsmann Lesering Hochhuth war es in den 1950er Jahren, lange vor seinem Welterfolg »Der Stellvertreter«, der Schriftstellern zu materieller Sicherheit verhalf, darunter Otto Flake und Ernst Jünger. Am Ende des Stückes beschwert sich Molières Witwe beim König Ludwig XIV. darüber, dass der Gatte nicht zu Lebzeiten in die Akademie aufgenommen wurde. „LUDWIG − sein Nekrolog auf Molière: Wozu? – Der Ruhm der Akademie hat Molière nie gefehlt, sein Ruhm fehlt der Akademie!“ Ironie des Schicksals: 2012 trat Rolf Hochhuth aus der Akademie der Künste Berlin wegen Günter GraSS’ Israel-Gedicht aus.

Literatur:
»Rolf Hochhuth: Theater als politische Anstalt«, I. Nagelschmidt/S. Neufert/G. Ueding (Hrsg.),
Tagungsband nebst einer Personalbibliographie, Weimar 2010,ISBN 978-3-936177-78-7

Weitere Informationen:
Molièrs Tartuffe am Brandenburger Theater

Molières »Tartuffe«, 1664 in einer ersten Fassung zur Aufführung gebracht, wurde sogleich verboten. Molière, bürgerlich Jean-Baptiste Poquelin, packt die ihn umgebende scheinheilige Wirklichkeit in eine Komödie. Unter der Maske von Glaubenseifer greift Korruption, Raffgier, Unterdrückung und die Vernichtung Andersgläubiger um sich, an der Spitze des Königreiches Adel und Prälaten. Der junge König Ludwig der XIV. instrumentalisierte Molières Stück im Machtkampf mit dem alten Hof um seine Mutter Anna von Österreich. Erst als er seine Machtstellung gefestigt wusste, durfte »Tartuffe« in einer überarbeiteten dritten Fassung zur Aufführung kommen − einer der großen Momente der europäischen Theatergeschichte. Unterdessen war Molières Gesundheit zerstört; er wurde 51 Jahre alt.

Hochhuths Stück umfasst drei Akte, wie Molières Verskomödie. In der Exposition wird die Verbrennung vom Schriftstellerkollegen Le Petit kundgetan, Molière ist potentieller Folgekandidat. Im zweiten Akt, Zuspitzung, ist Mittelpunkt die Schreibwerkstatt Molières. Im dritten, der zur Lösung des Konflikts führt, entscheidet die Sphäre der Macht über das Schicksal des Leichnams Molières. Mit der Stoffauswahl entleiht sich Hochhuth Molières Stimme. Für Hochhuth sind nicht geschichtliche Reflexionen dramatischer Ablauf, vielmehr die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln. Entsprechend wendet sich hier nur scheinbar das historische Drama gegen das historische Drama. Hier obwaltet Krieg der Argumente, lohnendes dramatisches Gespräch, es geht nicht um mythisch-historische Figuren, vielmehr um den Dramatiker in seinen Zwängen, um aktuelle Kulturpolitik, nicht um Geschichte: »Molières Tartuffe« ist Rolf Hochhuths autobiographischstes Stück, auf Augenhöhe. Der, der »Tartuffe« schrieb, ist ein Synonym für den, der »Den Stellvertreter« schrieb, beide für ihr Werk von der Sphäre der Macht lebenslänglich terrorisiert. „Chapelle …: Ja, nicht der Romancier, nicht der Lyriker, doch der Dramatiker – fürchte, hast recht, Molière: Mit einem Fuß steht ihr immer auf dem Scheiterhaufen, ihr Stückeschreiber, weil ihr kein nur literarisches, sondern öffentliches Ärgernis seid!“ Und „MOLIÈRE, sarkastisch: … Der Staat erkauft sich mit Subventionen die lebenslängliche Artigkeit der Bühnen: Weß’ Brot ich eß, des Lied sing’ ich.“ Die Sprache von »Molières Tartuffe«! Exemplarisch für Hochhuths Werk, sie umreißt das Potential unserer Alltagsrede: Sprachlich erhaben etwa die Einwürfe Ludwig XIV., beredtes Ereignis jene von Molière: Bühne als militanter Ort sprachlicher Aufklärung. Dazu die Archivalien-Fülle, Zwischenzitate, Fakten, essayistisch zubereitet, Lese- und Regieanweisungen vom Feinsten: Man erfährt Details über Inneneinrichtung, Kleidung, Churchills − von Hochhuth höchst verehrt − Meinung über Ludwig XIV.: „ … während seines ganzen Lebens der Fluch und die Pest Europas“. Hochhuths Position im Heuchler-Stück wird majestätisch im Gespräch zwischen Ludwig XIV. und dem Kardinal von Paris markiert, als dieser eine christliche Bestattung Molières ablehnt: „LUDWIG …: Wir sind doch allzumal Sünder, Heuchler, Eminenz – Eminenz besuchen schließlich auch Frauen.“ Die Tragödie des abendländischen Künstlers schlechthin, er muss mitheucheln, wenn er überleben will; auch im demokratischen 21. Jahrhundert ist die Redewendung „brotlose Kunst“ aktuell, ebenso wie Lessings Befund, „Kunst geht nach Brot“ – aus Kunst wird Kunst des Überlebens, der Titel der Fibel für das Scheitern des Künstlers. Daher geht es im dritten Akt, bei der Lösung des Konflikts, um die Abwicklung des Künstlers durch die Sphäre der Macht; Gnadenakt, salomonisch entschieden, der Edel-Künstler „darf“ bestattet werden. Ein Kreis schließt sich. Der Verlagslektor und Herausgeber vom Bertelsmann Lesering Hochhuth war es in den 1950er Jahren, lange vor seinem Welterfolg »Der Stellvertreter«, der Schriftstellern zu materieller Sicherheit verhalf, darunter Otto Flake und Ernst Jünger. Am Ende des Stückes beschwert sich Molières Witwe beim König Ludwig XIV. darüber, dass der Gatte nicht zu Lebzeiten in die Akademie aufgenommen wurde. „LUDWIG − sein Nekrolog auf Molière: Wozu? – Der Ruhm der Akademie hat Molière nie gefehlt, sein Ruhm fehlt der Akademie!“ Ironie des Schicksals: 2012 trat Rolf Hochhuth aus der Akademie der Künste Berlin wegen Günter GraSS’ Israel-Gedicht aus.

Literatur:
»Rolf Hochhuth: Theater als politische Anstalt«, I. Nagelschmidt/S. Neufert/G. Ueding (Hrsg.),
Tagungsband nebst einer Personalbibliographie, Weimar 2010,ISBN 978-3-936177-78-7

Weitere Informationen:
Molièrs Tartuffe am Brandenburger Theater

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